Blasensprung: Schwangere Frau steht mit einem Wasserglas in der Küche.

Wahrscheinlich kennst du die Szene aus Filmen oder Serien, in der bei einer hochschwangeren Frau die Fruchtblase geplatzt ist und sie innerhalb weniger Minuten glücklich ihr Baby in den Händen hält. Der Blasensprung ist tatsächlich eines der ersten Anzeichen einer Geburt. Allerdings dauert es im wahren Leben etwas länger, bis du dein Baby in den Armen halten kannst.

Aufgabe der Fruchtblase

Die Fruchtblase umgibt dein Baby wie ein Ballon, der während der gesamten Schwangerschaft mitwächst und mit Fruchtwasser gefüllt ist. Dieser Fruchtwasserballon spielt eine wichtige Rolle, denn er schützt dein Baby vor Keimen, zu viel Lärm und Stößen. Zudem kann dein Baby wie ein kleiner Astronaut beinahe schwerelos im Fruchtwasser schweben. Es ist also ein wahrer Wohlfühlort für dein Baby, um in aller Ruhe wachsen zu können.

Zum Zeitpunkt des errechneten Geburtstermins enthält deine Fruchtblase etwa 1.5 Liter Fruchtwasser. Also eine ziemlich große Menge, die im Falle eines Blasensprungs aus dir herauslaufen kann. Meistens geschieht der Blasensprung während der Geburt, aber er kann auch zu anderen Zeiten deiner Schwangerschaft passieren.

Wie sieht Fruchtwasser aus?

Wenn deine Blase zum Zeitpunkt des errechneten Geburtstermins platzt, ist das Fruchtwasser, dass du verlierst meist klar oder leicht milchig. Zudem kann es entweder einen leicht süßlichen oder gar keinen Geruch haben. Damit dein Baby geschützt ist und nicht im Trockenen liegt, produziert dein Körper bis zur tatsächlichen Entbindung regelmäßig Fruchtwasser nach.

Blasensprung erkennen

Manchmal ist es schwierig die Anzeichen für einen Blasensprung richtig zu deuten. Falls du dir unsicher bist, ob deine Fruchtblase geplatzt ist, gibt es einige Tipps, mit denen du erkennen kannst, ob es sich bei der Flüssigkeit um Fruchtwasser oder Urin handelt.

  • Lackmuspapier oder pH-Teststreifen: In der Apotheke kannst du dir rotes Lackmuspapier oder pH-Teststreifen besorgen oder deine Hebamme um ein paar Streifen bitten. Das Lackmuspapier verfärbt sich blau, wenn es in Kontakt mit Fruchtwasser kommt. Du kannst die Streifen auch für ein paar Stunden in eine Binde legen. Falls die Streifen eindeutig blau sind, solltest du deine Hebamme informieren oder direkt in die Klinik gehen. Bei pH-Streifen sollte das Messergebnis bei einem Wert über 7.0 liegen.
  • Binde: Du kannst auch eine übliche Damenbinde für starke Regelblutungen in deinen Schlüpfer legen und nach zwei Stunden nachsehen, ob diese durchtränkt ist. Diese Binden nehmen etwa 50 Milliliter Flüssigkeit auf und sind daher eine ausgezeichnete Methode einen Blasensprung zu erkennen. Zudem kannst du die Farbe der Flüssigkeit gut überprüfen. Eine gelbliche Verfärbung spricht für Urin. Wenn die Flüssigkeit klar ist, handelt es sich höchstwahrscheinlich um Fruchtwasser. Riecht die Binde neutral oder leicht süßlich? Das ist ebenfalls ein Zeichen für Fruchtwasser, denn Urin in dieser Menge hat einen intensiveren Geruch. Falls du dir trotzdem unsicher bist, kannst du natürlich auch deine Hebamme oder Frauenarzt kontaktieren.

Tipp: Notiere die Uhrzeit des Blasensprungs und die Farbe des Fruchtwassers. Denn deine Hebamme oder Frauenarzt werden danach fragen.

Hoher Blasensprung

Manchmal kann es vorkommen, dass die Fruchtblase an einer Stelle leicht einreißt und damit etwas Fruchtwasser ausfließt. Dies wird als hoher Blasensprung bezeichnet. Es ist schwierig diese Art von Blasensprung vom vaginalen Ausfluss oder ungewolltem Urinverlust zu unterscheiden. Nur anhand der Farbe und dem Geruch kannst du das Fruchtwasser oftmals vom Urin unterscheiden.

Vorzeitiger Blasensprung

Bei den meisten schwangeren Frauen platzt die Fruchtblase zum Zeitpunkt der Geburt. Jedoch kann deine Fruchtblase auch platzen, bevor deine Wehen eingesetzt haben. Das passiert bei 8-10 % der Schwangeren und wird als vorzeitiger Blasensprung bezeichnet. Manche Frauen hören dann sogar ein ploppendes Geräusch.

Welche Maßnahmen bei einem vorzeitigen Blasensprung durchgeführt werden müssen, hängt unter anderem von deiner Schwangerschaftsdauer, auch Gestationsalter genannt, ab. Falls der Geburtstermin deines Babys bald ansteht, werden wahrscheinlich in den nächsten 24 Stunden spontan die Wehen einsetzen. Wenn dies nicht geschehen sollte, muss die Geburt vermutlich nach 12-24 weiteren Stunden künstlich eingeleitet werden.

Teilweise kann auch noch etwas länger abgewartet werden. Das hängt davon ab, ob eine Infektionsgefahr für dein Baby besteht oder nicht.

Blasensprung in SSW 24+0 bis 34+0

Wenn deine Fruchtblase bereits zwischen der 24. und 34. SSW platzt, wird versucht die Geburt so lange wie möglich hinauszuzögern. Denn in dieser Zeit ist dein Baby noch nicht komplett entwickelt und ein paar weitere Wochen in deiner schützenden Gebärmutter wären ideal.

Viele Ärzte und Hebammen verschreiben dann Bettruhe und kontrollieren regelmäßig, ob sich genügend Fruchtwasser in deiner Gebärmutter befindet. Dein Körper produziert zwar weiterhin Fruchtwasser, aber in dieser Schwangerschaftsphase kann es durchaus sein, dass die Menge für dein Baby nicht ausreicht. Gegebenenfalls müssen auch Medikamente verabreicht werden, welche die Entwicklung deines Babys unterstützen.

In manchen Fällen lässt sich eine künstliche Einleitung jedoch nicht vermeiden. Das hängt von mehreren Faktoren, wie zum Beispiel dem Infektionsrisiko, dem Entwicklungsstand deines Babys und der übrigen Fruchtwassermenge ab. Deine Hebamme oder Frauenarzt wird mit dir besprechen, was das Beste für dein Baby und dich ist.

Blasensprung ab der 35. SSW

Ab der 35. SSW kommt es bei den meisten Frauen, die einen vorzeitigen Blasensprung haben innerhalb weniger Stunden zum Wehenbeginn. Falls allerdings ein Infektions- oder Blutverlustrisiko nach der Geburt bei dir erkannt werden, muss die Geburt künstlich eingeleitet werden. Das dient dem Schutz deines Babys und natürlich auch von dir.

Ein Blasensprung, der vor der vollendeten 38. SSW eintritt, wird als früher vorzeitiger Blasensprung (preterm premature rupture of membranes PPROM) bezeichnet.

Schwallartiger Blasensprung

Wenn du große Mengen an Fruchtwasser verlierst und bei deiner letzten vaginalen Untersuchung gesagt wurde, dass der Kopf deines Babys noch frei beweglich über deinem Becken liegt, solltest du dich sofort hinlegen. Verständige sofort deine Hebamme, sie kann feststellen, ob durch den Blasensprung eventuell der Kopf deines Babys ins Becken gerutscht ist. Zudem kann sie die Herztöne deines Babys überprüfen. Nach dieser Untersuchung wird dir deine Hebamme Bescheid geben, ob du wieder unbesorgt Aufstehen und Laufen kannst.

Natürlich ist es für eine Situation wie diese sinnvoll, immer jemanden in der Nähe zu haben. Falls das nicht möglich ist, ist es empfehlenswert zumindest das Telefon griff- oder krabbelbereit zu haben. Vielleicht kannst du auch einer Nachbarin oder Freundin einen Ersatzschlüssel für deine Haustür geben. Beachte, dass auch der Transport in die Klinik in Seitenlage geschehen sollte.

Der Grund dafür ist, dass durch den Fruchtwasserabgang die Gefahr besteht, dass die Nabelschnur neben oder vor den Kopf deines Babys gelangt. Das kann dazu führen, dass die Nabelschnur zwischen Kopf und Becken eingeklemmt wird. Die Nabelschnur ist unter anderem für den Blutfluss zuständig und wenn dieser unterbrochen oder gestört wird, kann es bei deinem Baby zu Sauerstoffmangel kommen.

Blasensprung ohne Wehen?

Deine Fruchtblase ist geplatzt, aber du hast keine Wehen? Ein Blasensprung ohne Wehen kann manchmal vorkommen und bedeuten, dass deinem Baby bei der großen Reise etwas nachgeholfen werden muss. Eine künstliche Geburtseinleitung ist häufig die einzige Option, denn sie verhindert, dass dein Baby möglicherweise eine Infektion bekommt.

Normalerweise wird zwischen 12 und 18 Stunden nach dem Blasensprung abgewartet, ob die Wehen nicht von allein beginnen.

Falls du eine Hausgeburt geplant hast und die Wehen nach 24 Stunden immer noch nicht eingesetzt haben, ist eine Geburt im Krankenhaus empfehlenswert. Denn dort wird dein Blut alle sechs bis acht Stunden kontrolliert und eine Infektion kann frühzeitig festgestellt werden. Zudem wird regelmäßig deine Temperatur gemessen und bei Bedarf Antibiotika verabreicht. So kann sichergestellt werden, dass es deinem Baby und dir weiterhin gut geht.

Die richtige Hygiene nach einem Blasensprung

Deine Fruchtblase schützt dein Baby vor gefährlichen Erregern oder Bakterien. Daher ist es bei einem Blasensprung wichtig, auf die richtige Hygiene zu achten.

  • Unternimm keine eigenständigen Untersuchungen an deiner Vagina.
  • Jetzt kein Bad nehmen. Wenn du deine Wehen anregen möchtest, dann kannst du dich unter die Dusche stellen. Verzichte aber auf das Baden.
  • Stecke keine Tampons oder Watte in deine Vagina.