künstliche Befruchtung einer Eizelle unterm Miskroskop

Euer sehnlichster Wunsch ist ein Baby, aber irgendwie will es seit über einem Jahr nicht klappen? Vielleicht solltet ihr dann den Gründen dafür auf die Spur zu gehen. Mit medizinischer Unterstützung kann vielleicht auch euer Traum vom Baby in Erfüllung gehen. Hier erhältst du einen Überblick, welche Methoden es gibt, wie sie ablaufen und welche Erfolgschancen und Risiken sie haben.

Was ist eine künstliche Befruchtung?

Bei der künstlichen Befruchtung wird die Eizelle der Frau und die Samenzelle des Mannes außerhalb des weiblichen Körpers zusammengeführt. Die befruchtete Eizelle wird dann durch einen medizinischen Eingriff zurück in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Ziel ist es, dass sich das befruchtete Ei selbst in die Gebärmutterschleimhaut einnistet.

Wann ist eine künstliche Befruchtung sinnvoll?

Wenn du trotz ungeschütztem Sex nicht schwanger wirst, kann dich dein Frauenarzt zu einer Kinderwunschklinik überweisen. Der Spezialist wird dich und deinen Partner untersuchen. Bei manchen Paaren zeigt sich, dass bei der Frau, dem Mann oder bei beiden eine Störung der Fruchtbarkeit (Sterilität) vorliegt. Diese kann vielfältige Ursachen haben.

Nicht immer muss man bei einer Fruchtbarkeitsstörung direkt an eine künstliche Befruchtung denken. Denn oftmals kann eine Hormonbehandlung der Frau helfen schwanger zu werden. Durch eingenommenen Hormone verbessern sich die Bedingungen um schwanger zu werden wie zum Beispiel die Eireife. In diesem Fall wird die Befruchtung der Eizelle zunächst auf natürlichem Weg probiert. Wenn das nicht funktionieren sollte, wird der Arzt der Kinderwunschklinik weitere Schritte mit dir planen.

Es gibt aber auch andere körperliche Ursachen, bei denen man nicht auf natürlichem Weg schwanger werden kann. Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn bei der Frau wegen einer früheren Infektion oder bestimmten Formen der Endometriose die Eileiter verwachsen sind. Dadurch kann die Eizelle ihren Weg nicht in die Gebärmutter finden.

Auch bei Männern gibt es verschieden Ursachen, die zu einer Fruchtbarkeitsstörung führen. Diese hat meist etwas mit der Spermienbildung oder der Beweglichkeit der Spermien zu tun.

Künstliche Befruchtung lesbischer Paare

Wenn ihr lesbisch seid und euch ein Baby wünscht, heißt das nicht, dass euer Traum nicht in Erfüllung gehen kann. Denn auch lesbische Paare werden durch die Kinderwunschklinik unterstützt. Durch die Behandlung kann eine der Partnerinnen biologische Mutter werden. Allerdings werden die Kosten für diese Behandlung nicht von der Krankenkasse übernommen.

Künstliche Befruchtung nach Krankheit

Es gibt Krankheiten, die die menschlichen Keimzellen schädigen können. Wie zum Beispiel eine Chemotherapie. Damit du auch nach solch einer Behandlung noch schwanger werden kannst, kannst du deine Eizellen, oder die Samenzellen deines Partners einfrieren lassen. Die sogenannte Krykonservierung bietet die Möglichkeit, dass ihr auch nach der Krankheit noch Eltern werden könnt. Die eingefrorenen Keimzellen werden dann aufgetaut und für eine künstliche Befruchtung verwendet.

Künstliche Befruchtung: Methoden

Bei der künstlichen Befruchtung bestehen zwei Methoden. Die In – vitro – Fertilisation (IVF) und Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI). Neben der IVF und der ICSI gibt es auch noch die intrauterinen Insemination(IUI), bei der den Spermien der Weg in die Gebärmutter erleichtert wird. Welche Methode für dich die Richtige ist, hängt von den Ursachen der Fruchtbarkeitsstörung ab und wird im Arztgespräch mit dir festgelegt.

IUI, IVF und ICSI: Ablauf, Erfolgsaussichten und Risiken

Im folgenden Abschnitt erläutern wir dir wie du dir den Ablauf bei den einzelnen Methoden vorstellen kannst, auf welche Erfolgsquoten du hoffen darfst und welche Risiken es gibt.

IUI: intrauterine Insemination

Eine IUI kommt für Paare in Frage, bei denen kein bestimmter Grund für eine Fruchtbarkeitsstörung gefunden wurde und schwerwiegende Gründe durch ärztliche Untersuchung ausgeschlossen werden konnten. Auch Paare, bei denen die Ursache in verändertem Zervixschleim vermutet wird oder bei denen die Spermien des Mannes eine geringere Beweglichkeit aufzeigen, wird eventuell zunächst eine IUI empfohlen.

Insemination: Ablauf

Bei der intrauterinen Insemination gibt dein Partner Spermien ab, die zunächst im Labor aufbereitet werden. So bleiben nur die beweglichsten Spermien in der Probe zurück. Der Arzt der Kinderwunschpraxis wird dich an den Tagen vor deinem Eisprung in die Praxis bitten und mithilfe von Blutabnahmen und Ultraschalluntersuchungen feststellen, wann der günstigste Zeitpunkt für die Insemination ist.

Bei der Insemination wird der Arzt einen dünnen Schlauch in die Vagina einführen, dessen Ende bis in die Gebärmutter reicht. Durch diesen kann er die Lösung mit den aufbereiteten Spermien in deine Gebärmutter spritzen. In der Gebärmutter finden die Spermien auf natürlichem Wege zum Eileiter, wo sie auf eine reife Eizelle treffen und es möglicherweise zur Befruchtung und Schwangerschaft kommt. Der medizinische Eingriff dauert nur wenige Minuten und verläuft im Allgemeinen unkompliziert und schmerzfrei.

Damit die Chancen auf eine erfolgreiche Befruchtung erhöht werden, kann es sein, dass der Arzt dir vorab Hormone in Tablettenform oder als Spritze verschreibt. Die Hormone begünstigen die Eireifung.

Insemination: Wie hoch sind die Chancen um schwanger zu werden?

Etwa 15 % der Paare werden nach der ersten Insemination schwanger. Sollte es bei euch im ersten Anlauf noch nicht funktioniert haben, könnt ihr es im nächsten Zyklus erneut mit einer Insemination probieren. Die Wahrscheinlichkeit schwanger zu werden durch Insemination steigt bei wiederholten Versuchen auf bis zu 40 %.

Heiminsemination: Die Besamung mit der Bechermethode

Eine künstliche Besamung kann auch eigenständig zu Hause durchgeführt werden. Dazu wird Sperma eines privaten- oder durch die Kinderwunschklinik gesuchten Spenders in die Vagina gespritzt. So können sich auch lesbische Paaren oder alleinstehende Frauen ihren Kinderwunsch kostengünstiger als in einer Kinderwunschklinik erfüllen.

Solltest du allerdings eine Fruchtbarkeitsstörung haben, kann sich die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft mit medizinischer Unterstützung erhöhen. Allerdings ist die ärztliche durchgeführte Insemination mit Kosten verbunden.

IVF: In – vitro – Fertilisation

Wenn die Insemination erfolglos war, wird die IVF angewandt. Auch bei anatomischen Hindernissen, wie verwachsenen Eileitern, Schädigung der Keimzellen durch bestimmten Krankheiten oder bestimmte Formen der Endometriose wird die IVF oft gewählt.

IVF: Ablauf

Bei der IVF müssen zunächst die Keimzellen von Mann und Frau gewonnen und im Labor aufbereitet werden. Dazu werden der Frau werden im Krankenhaus oder der Kinderwunschklinik reife Eizellen entnommen. Die Entnahme wird unter Kurznarkose durch die Vagina durchgeführt.
Zur Gewinnung des Spermas masturbiert der Mann in ein Gefäß.

Sollten im Sperma des Mannes keine Spermien vorhanden sein, können diese gegebenenfalls durch einen operativen Eingriff am Hoden (TESE) oder Nebenhoden (MESA) gewonnen werden. Im Labor werden die Eizellen und Samenzellen eines Paares zunächst vorbereitet und dann in einer Petrischale zusammengeführt. Werden in den folgenden Tagen eine oder mehrere befruchtete Eizellen unter dem Mikroskop gefunden, wird umgehend ein weiterer kleiner Eingriff ohne Narkose für die Frau geplant, bei dem die befruchteten Eizellen mittels Katheter in die Gebärmutter der Frau übertragen werden (Embryonentransfer). Je nach Alter der Frau werden zwei oder maximal drei befruchtete Eizellen übertragen.

Da bei der IVF vorab eine hormonelle Stimulation der Frau stattfindet, kann sich die künstliche Befruchtung über einige Wochen erstrecken. Ein Schwangerschaftstest etwa zwei bis fünf Wochen nach der IVF verrät dir, ob du schwanger bist.

IVF: Wie hoch sind die Chancen um schwanger zu werden?

Etwa 35 % der Paare werden nach diesem Eingriff schwanger. Allerdings führen nicht alle dieser Schwangerschaften zur Geburt eines reifen Kindes, sodass die Geburtsrate nach einer IVF etwas niedriger liegt, nämlich bei etwa 23%. Die Wahrscheinlichkeiten werden niedriger je älter die Frau ist.

IVF: Risiken

Die IVF bringt auch Risikos mit sich. Bei der IVF kann es zu Mehrlingsschwangerschaften (Zwillinge oder Drillinge) kommen. Eine Mehrlingsschwangerschaft bedeutet immer ein erhöhtes Risiko für eine Früh- oder Fehlgeburt. Durch die vorhergehende Hormonbehandlung kann es zum ovariellen Überstimulationssyndrom kommen, einer schweren Komplikation, die umgehend im Krankenhaus behandelt werden muss.
Insgesamt tritt dieses Syndrom aber selten auf. Operative Eingriffe bringen immer Risiken mit sich wie zum Beispiel Entzündungen im Bauchraum oder Verletzungen am Hoden beim Mann im Falle einer TESE/MESA. Diese Folgen treten allerdings selten auf.

ICSI: Intracytoplasmatische Spermieninjektion

Die ICSI wird insbesondere bei Paaren angewendet, bei denen die Spermien des Mannes nur gering für eine Befruchtung geeignet sind oder wenn bei beiden Partnern eine Fruchtbarkeitsstörung vorliegt.

ICSI: Ablauf

Die ICSI verläuft grundsätzlich wie die IVF. Der Unterschied besteht allerdings darin, dass die entnommenen Ei- und Samenzellen nicht natürlich zueinander finden, sondern die Eizelle mit Hilfe eines Röhrchens in eine geeignete Samenzelle gesetzt wird. Dieser Vorgang wird mit weiteren Keimzellen wiederholt. Wird nach der Befruchtung der Eizellen in den folgenden Tagen der Beginn des Zellteilungsprozesses beobachtet, werden maximal zwei befruchtete Eizellen in die Gebärmutter der Frau übertragen.

Das PICSI – Verfahren als auch das Assisted Hatching sind weiterentwickelte Methoden der ICSI und sollen die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhen. Auch vor der ICSI muss die Frau mit Medikamenten hormonell behandelt werden, gegebenenfalls über mehrere Zyklen. Der Ablauf der eigentlichen ICSI erstreckt sich über etwa 20 Tage. Das Warten auf den Schwangerschaftstest dauert etwa zwei bis fünf Wochen. Der Vorgang kann wiederholt werden, wenn es nicht zu einer Schwangerschaft gekommen ist.

ICSI: Wie hoch sind die Chancen um schwanger zu werden?

Die Wahrscheinlichkeit nach einer ICSI schwanger zu werden liegt bei etwa 35 %. Je öfter eine ICSI durchgeführt wird, desto höher liegt die Wahrscheinlichkeit. Auch hier liegt die Geburtenrate nach einer ICSI etwas niedriger als die Schwangerschaftsrate, nämlich bei 22 %. Bei über 40- jährigen Frauen fällt sie deutlich auf unter 5 % ab.

ICSI: Risiken

Die Risiken der ICSI sind mit denen der IVF vergleichbar. Auch bei der ICSI kann es zu Mehrlingsschwangerschaften kommen. Dies tritt bei circa jedem fünften Paar auf. Bei Mehrlingsschwangerschaften kommt es allgemein häufiger zu Fehl- oder Frühgeburten als bei Einlingsschwangerschaften.

Künstliche Befruchtung: Kosten

Die gesetzliche Krankenversicherung erstattet heterosexuellen verheirateten Paaren unter bestimmten Bedingungen mindestens 50 % der Behandlungskosten einer künstlichen Befruchtung. Das heißt, dass du und dein Partner einen Eigenanteil der Behandlungskosten bezahlen müsst. Diese Kosten können sich schnell auf mehrere Tausende summieren. Vor allen Dingen, wenn du mehrere Anläufe benötigst, um schwanger zu werden.

Zusätzliche Kosten können für eine TESE/MESA oder die Medikamente entstehen. Der Arzt der Kinderwunschklinik wird vor der Behandlung einen Behandlungsplan mit euch erstellen. Diesen solltest du deiner Krankenkasse vor Beginn der Behandlung vorlegen und erfragen, welcher Kostenanteil übernommen wird. Auf Selbstzahler wie etwa homosexuelle Paare können für eine ICSI Kosten von 5.000 bis 10.000 € zukommen.

Eine künstliche Befruchtung kann, muss aber nicht Erfolg haben. Auch für deine Partnerschaft kann die künstlichen Befruchtung psychisch sehr belastend sein, vor allem, wenn mehrere Versuche oder Methoden durchlaufen werden müssen, um eine anhaltende Schwangerschaft zu erreichen und Sex immer „pünktlich“ erfolgen muss. Letztlich muss man aber auch sagen, dass die künstliche Befruchtung eine Möglichkeit bietet, euer Traum vom Wunschkind in Erfüllung gehen zu lassen.

Für den Fall, dass ihr auch nach mehreren Versuchen noch ohne Bauchzwerg seid, könnten womöglich Adoption und Pflegeelternschaft für euch Alternativen sein, um doch noch ein Baby zu bekommen.