Zwillingsschwangerschaft: Stolzer Papa und Opa bewundern die Zwillinge.

Wenn du auf dem Ultraschall nicht ein, sondern zwei Herzen schlagen siehst, ist das oft eine Überraschung. Doch eine Zwillingsschwangerschaft bringt nicht nur Freude, sondern auch viele Fragen mit sich. Was dich während einer Zwillingsschwangerschaft erwartet, kannst du in diesem Artikel nachlesen.

Eineiige Zwillinge oder Zweieiige Zwillinge?

Eine Mehrlingsschwangerschaft kann man ab der 6. SSW im Ultraschall erkennen. Sicher würdest du gerne wissen, ob es sich um eineiige oder zweieiige Zwillinge handelt. Aber kennst du den Unterschied?

Wenn du einen doppelten Eisprung hattest, kann es sein, dass zwei Eizellen befruchtet werden. In diesem Fall bekommst du zweieiige Zwillinge. Deine Babys haben dann eine unterschiedlich DNA. Die Geschwister werden sich ähnlich sehen, sind aber nicht identisch. Ein zweieiiges Zwillingspärchen kann dasselbe Geschlecht haben, oder aus einem Jungen und einem Mädchen bestehen.

Es kann aber auch vorkommen, dass sich aus einer Eizelle zwei Babys entwickeln. Dann bekommst du eineiige Zwillinge. Bei eineiigen Zwillingen ist die DNA beinahe identisch. Deshalb gleichen eineiige Zwillinge einander wie ein Ei dem anderen. Dieses Zwillingspärchen hat immer dasselbe Geschlecht.

Zwillinge Wahrscheinlichkeit

Die Wahrscheinlichkeit bei einer Schwangerschaft Zwillinge zu bekommen, liegt bei etwa 1,2 Prozent. Das heißt, dass eine von 85 Frauen mit Zwillingen schwanger wird. Nichtsdestotrotz gibt es in den letzten Jahren immer häufiger Mehrlingsschwangerschaften. Das liegt an der Reproduktionsmedizin.

Durch die künstliche Befruchtung und andere Fruchtbarkeitsbehandlungen steigt die Chance auf eine Zwillingsschwangerschaft auf 2,1 Prozent. Heutzutage kann davon ausgegangen werden, dass etwa ein Viertel der Mehrlingsschwangerschaften auf eine künstliche Befruchtung zurückzuführen ist.

Verschiedene Zwillingsarten

Dein Baby befindet sich in der Gebärmutter in einer Fruchtblase, die mit Fruchtwasser gefüllt ist. Je nachdem, ob jeder Zwilling eine eigene Fruchtblase und Plazenta hat oder sie diese teilen, unterscheidet man verschiedene Zwillingsarten.

  • Bei zweieiigen Zwillingen und 28 Prozent der eineiigen Zwillingen hat jedes Baby seine eigene Fruchtblase und seine eigene Plazenta. Diese Art der Zwillingsschwangerschaft nennt man dichorale-diamniostische Zwillinge.
  • Der Großteil der eineiigen Zwillinge (etwa 70 Prozent), haben zwar beide ihre eigene Fruchtblase, teilen sich jedoch die Plazenta. Es sind also monochoriale-diamniostische Zwillinge.
  • In seltenen Fällen teilen sich die Zwillinge nicht nur die Plazenta, sondern auch die Fruchtblase. Dann spricht man von monochorialen-monoamniostischen Zwillingen.

Ob deine Zwillinge dichorial oder monochorial sind ist wichtig, da Schwangerschafts- und Geburtskomplikationen bei monochorialen Zwillingen wahrscheinlicher sind.

Zwillingsarten Infographik

Schwanger mit Zwillingen

Wenn du Zwillinge erwartest, kann es sein, dass du schon früh unter Schwangerschaftssymptomen wie zum Beispiel Übelkeit leidest. Das wird vom Schwangerschaftshormon hCG verursacht. Dieses Hormon wird von der Plazenta produziert, sobald sich die Eier eingenistet haben. Da bei den meisten Schwangerschaften beide Babys eine eigene Plazenta haben ist der hCG-Wert bei Zwillingsmamas meistens erhöht.

Außerdem wirst du mehr zunehmen als bei einer normalen Schwangerschaft. Während du bei einem Baby etwa 11 bis 15 Kilo zunimmst, können es bei Zwillingen 12 bis 18kg sein. Erschrick also nicht, wenn dein Bauch im 5. Monat schon so aussiehst als wärst du im 7. Monat. Da dein Bauch schneller wächst kann es sein, dass du schon früh einen harten Bauch bekommst, schnell müde bist und Dehnungsstreifen hast.

Schwangerschaftskontrolle

Wenn du mit Zwillingen schwanger bist, zählt deine Schwangerschaft immer als Risikoschwangerschaft und muss engmaschig kontrolliert werden. Deshalb musst du öfters zum Frauenarzt. Dort wird das Wachstum deiner Babys und ihre Lage in der Gebärmutter kontrolliert. Außerdem kontrolliert dein Frauenarzt, ob beide Babys genügend Nährstoffe bekommen. Besonders, wenn sich die Zwillinge eine Plazenta teilen, ist das Risiko hoch, dass ein Baby unterversorgt wird. Das nennt man fetofetales Transfusionssyndrom (FFTS).

Wenn dein Arzt FFTS diagnostiziert, solltest du so schnell wie Möglich behandelt werden, um Komplikationen und Folgeschäden zu vermeiden. Denn sowohl der Zwilling, der zu wenig Blut erhält, als auch der Zwilling, der zu viel Blut bekommt, ist gefährdet. Um den Blutaustausch zwischen den Babys zu unterbrechen, werden die verbindenden Blutgefäße verödet. Mit Hilfe dieses Eingriffs, kommen etwa 70 Prozent der Zwillinge, die an diesem Syndrom leiden, auf die Welt.

Wenn du mit Zwillingen schwanger bist, steigt das Risiko, dass du eine Blutarmut entwickelst. Deshalb wird dir dein Arzt wahrscheinlich Folsäure und Eisentabletten verschreiben. Außerdem wird bei jedem Arztbesuch auch dein Blutdruck gemessen werden. Denn bei einer Zwillingsschwangerschaft tritt Bluthochdruck doppelt so häufig auf.

Tipps für Mehrlingsschwangerschaften

Am Anfang deiner Schwangerschaft kannst du wie gewohnt Sport machen und arbeiten gehen. Ab der 20. SSW solltest du es allerdings langsamer angehen lassen und nicht mehr Vollzeit arbeiten. Ab der 26. SSW bis 30. SSW solltest du ganz aufhören zu arbeiten, da das Risiko einer Frühgeburt bei Zwillingen höher ist. In der Regel wird dir dein Arzt ein Beschäftigungsverbot ausstellen.

Eine Zwillingsschwangerschaft verlangt deinem Körper einiges ab. Höre deshalb auf deinen Körper und gönne dir Ruhe, wenn du merkst, dass du sie brauchst. Denn schon ab der 24. SSW wiegen deine Zwillinge schon so viel wie ein Baby bei der Geburt.

Elternzeit Zwillinge

Nicht nur die Elternzeit, sondern auch der Mutterschutz verlängert sich, wenn du Zwillinge bekommst. Der Mutterschutz beginnt sechs Wochen vor der Geburt deiner Zwillinge. Normalerweise dauert der Mutterschutz nach der Geburt acht Wochen. Dieser Zeitraum verlängert sich bei Mehrlingen auf 12 Wochen. Kommen deine Babys zu früh auf die Welt, werden die Tage, die vor der Geburt fehlen an die Schutzfrist nach der Geburt angehängt.

Eltern haben bei der Geburt eines Babys Anspruch auf drei Jahre Elternzeit innerhalb der ersten acht Lebensjahre. Diese drei Jahre gelten pro Baby. Das heißt, dass du und dein Partner bei Zwillingen einen Anspruch von sechs Jahren Elternzeit habt.

Beschwerden während einer Mehrlingsschwangerschaft

Das Komplikationsrisiko steigt, je mehr Babys du erwartest. Zu den häufigsten Beschwerden bei Mehrlingsschwangerschaften zählen:

  • Rückenschmerzen: Durch die starke Gewichtszunahme wird dein Rücken stark belastet und kann schnell schmerzen.
  • Bluthochdruck: Wenn du mit Zwillingen schwanger bist, ist es sehr wahrscheinlich, dass du unter Bluthochdruck leidest.
  • Frühgeburt: Dein Körper ist gegen Ende der Schwangerschaft überlastet. Oft kommt es bei Zwillingen zu vorzeitigen Wehen, da die Gebärmutter (Uterus) überdehnt und der Gebärmutterhals (Cervix) verkürzt ist.
  • Wachstumsprobleme: Ab der 32. SSW wachsen Zwillinge nicht mehr so schnell wie ein Baby während einer normalen Schwangerschaft. Deshalb wiegen sie bei der Geburt auch meistens weniger.
  • Beckenendlage: Da sich die Zwillinge in der Gebärmutter in die Quere kommen können steigt das Risiko, dass ein oder beide Zwillinge in Beckenendlage liegen. Das heißt, nicht mit dem Kopf im Becken liegen, sondern mit den Füßen, dem Po oder seitlich.
  • Nabelschnurvorfall: Bei Zwillingen ist es wahrscheinlicher, dass sich die Nabelschnur irgendwo verwickelt und zum Problem wird.
  • postpartale Blutungen: Wenn sich die Plazenta von der Gebärmutterwand löst, entsteht eine blutende Wunde. Diese ist bei Zwillingen größer und kann deshalb zu starken Lösungsblutungen führen.
  • Fetofetales Transfusionssyndrom (FFTS): Wenn sich deine Zwillinge eine Plazenta teilen, kann es sein, dass nicht beide gleich versorgt werden. Beim FFTS überträgt ein Zwilling (der Donor) Blut zum anderen Zwilling (der Akzeptor). Das heißt, dass ein Zwilling unterversorgt und der andere überversorgt wird.

Geburt Zwillinge

Die Geburt deiner Zwillinge solltest du immer schon weit vor dem Geburtstermin mit deinem Arzt besprechen. Denn das Risiko, dass bei einer Zwillingsgeburt Komplikationen auftreten ist höher als bei einer normalen Geburt. Dieses Risiko ist sogar noch größer bei Drillingen oder Vierlingen.

  • Entbindungsort: Mehrlinge sollten in einem Perinatal Zentrum mit angeschlossener Kinderklinik entbunden werden. Durch die Spezialisierung auf Geburten sind die Geburtshelfer routiniert und kennen alle nötigen Handgriffe.
  • Hebamme: Du solltest dich schon vor der Geburt deiner Zwillinge an eine Hebamme wenden. Denn besonders Zwillingsmütter brauchen nach der Geburt viel Unterstützung und eine gute Stillberatung. Wende dich deshalb am besten an eine freiberufliche Hebamme.
  • Geburtszeitpunkt Je nachdem, welche Art Zwillinge du erwartest wird die Geburt meist frühzeitig eingeleitet oder ein Kaiserschnitt geplant. Denn dein Organismus ist gegen Ende der Schwangerschaft mit den Zwillingen überlastet ist.

Kaiserschnitt oder natürliche Geburt bei Zwillingen

Da das Komplikationsrisiko mit jedem weiteren Baby steigt, wird bei den meisten Mehrlingsgeburten zu einem geplanten Kaiserschnitt geraten. Wenn deine Zwillingsschwangerschaft bis jetzt jedoch unauffällig verlaufen ist, deine Babys je eine eigene Plazenta haben und der vorne liegende Zwilling mit dem Kopf im Becken liegt, kannst du sie zwischen der 32. SSW und der 38.SSW vaginal zur Welt bringen.
Dazu wird allerdings nur geraten, wenn die folgenden Voraussetzungen erfüllt sind:

  • Du entscheidest dich für die vaginale Entbindung.
  • Deine Babys sind über der 34.SSW und werden auf über 1800g geschätzt.
  • Der Gewichtunterschied deiner Zwillinge beträgt nicht mehr als 20 Prozent.
  • Das CTG zeigt keine Auffälligkeiten.
  • Du hast keine Vorerkrankungen und andere Risikofaktoren, wie zum Beispiel eine Plazenta praevia, wurden ausgeschlossen.
  • Dir steht ein erfahrenes Geburtsteam zur Verfügung.

Wochenbett mit Zwillingen

Das Wochenbett mit Zwillingen unterscheidet sich nicht stark vom normalen Wochenbett. Es ist die Zeit des Kennenlernens, in der ihr nach und nach euren Rhythmus findet. Du wirst von einer Hebamme betreut und unterstützt. Da sie sich um dich und deine zwei Babys kümmert, dauern die Wochenbettkontrollen in der Regel länger. Es gibt einige Tipps und Tricks, um dir das Wochenbett zu erleichtern.

Oft ist das Stillen bei Zwillingen eine besondere Herausforderung. Mit einer guten Stillberatung und der richtigen Stillposition, kannst du Zwillinge aber auch ganz normal Stillen.