Fruchtwasser: Der Schutzraum deines Babys
Das Fruchtwasser umgibt dein Baby in der Fruchtblase. Dieses kann sich darin schwerelos bewegen und wird gleichzeitig vor Stößen geschützt. Hier erfährst du welche Aufgaben das Fruchtwasser hat, welche Fruchtwassermenge gesund und welche Risiken zu viel beziehungsweise zu wenig Fruchtwasser mit sich bringen.
Was ist Fruchtwasser und wie sieht es aus?
Das Fruchtwasser ist die Flüssigkeit, mit der die Fruchtblase gefüllt ist. Es setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen, besteht aber zu 95-99% aus Wasser. Den Rest machen Kohlenhydrate, Proteine, Zucker, Mineralstoffe wie Natrium und Kalium sowie Hormone aus. Zudem befinden sich auch abgeschilferte Lagunohaare, Hautschüppchen, Talg und Urin des Babys im Fruchtwasser.
Die Farbe des Fruchtwasser verändert sich während der Schwangerschaft. Es ist eine milchig-weiße Flüssigkeit. Beim Blasensprung kann sich eine rosa Verfärbung bemerkbar machen. Das kommt daher, dass es mit ein wenig Blut vermengt ist. Ist das Fruchtwasser beim Blasensprung grünlich gefärbt, deutet das darauf hin, dass dein Baby bereits Mekonium ausgeschieden hat. In diesem Fall ist es wichtig, dass du deine Ärztin kontaktierst. Es besteht dann eine Infektionsgefahr für dein Baby.
Funktionen des Fruchtwassers
Die Funktionen des Fruchtwassers sind wertvoll und vielfältig. Unter anderem bietet es Schutz und Nahrung für dein Baby. Zudem spielt es für die Entwicklung eine wichtige Rolle. Ab der 14. SSW beginnt dein Baby das Fruchtwasser zu trinken. Über den Magen-Darm-Trakt gelangt es in die Niere. Anschließend wird es als Urin wieder in der Fruchtblase ausgeschieden.
Dieser Vorgang ist äußerst wichtig für die Entwicklung deines Babys, denn es trainiert damit die Schluckbewegung, die Atmung und das Verdauungssystem. Du musst dir keine Sorgen machen, dass dein Baby nun seinen eigenen Urin trinkt. Das Fruchtwasser erneuert sich regelmäßig. Am Ende der Schwangerschaft sogar alle drei Stunden.
Eine weitere Funktion des Fruchtwassers ist der Schutz des Babys vor äußeren Stößen. Bekommst du beispielsweise einen Ellenbogen im Bus in deinen Babybauch gerammt, federt das Fruchtwasser den Stoß ab und schützt dein Baby vor Verletzungen.
Zudem bietet das Fruchtwasser auch eine Spielwiese für dein Baby. In der Schwerelosigkeit des Wassers kann es vergnügt Purzelbäume schlagen und kräftig mit seinen Armen und Beinen strampeln. Ein richtiges Workout für deinen Schatz. Zumindest, solange dein Baby noch genügend Platz in der Gebärmutter zur Verfügung hat.
Zusätzlich reguliert das Fruchtwasser die Temperatur in der Fruchtblase. Bei wohligen 37,5 Grad Celsius verbringt dein Baby die ersten Monate seines Lebens in deinem Bauch. Die konstante Wärme ist die ideale Umgebung für dein Baby.
Fruchtwasser oder Urin?
Wie viel Fruchtwasser ist normal?
Wie viel Fruchtwasser sich in der Fruchtblase befindet, hängt davon ab, in welcher Schwangerschaftswoche du bist. Denn je fortgeschrittener die Schwangerschaft und je größer das Baby, desto mehr Fruchtwasser bildet sich.
Ab der etwa 3. SSW wird Fruchtwasser gebildet. Bis hin zur 10. SSW vermehrt sich die Fruchtwassermenge auf zirka 30 ml. Das sind in etwa so viel wie vier Esslöffel Wasser. In der 20. SSW hat sich die Menge bereits mehr als verzehnfacht, zu rund 400ml. Ab der 30. SSW beträgt die Menge des Fruchtwassers ca. 1000 ml. Bis zur Geburt kann es noch bis zu 1,5 l erreichen. Zur Geburt reduziert sich die Menge auf etwa 800 ml.
Bei diesen Zahlen handelt es sich um Richtwerte. Es gibt Frauen, deren Fruchtwassermenge von diesen Werten abweicht. Sind die Werte jedoch sehr weit von der Norm entfernt, bedarf es weiteren Untersuchungen. Hast du gegen Ende der Schwangerschaft mehr als 2000 ml Flüssigkeit in deiner Fruchtblase, ist von einer erhöhten Menge die Rede. Werden die 500 ml im letzten Trimester unterschritten, befindet sich nicht ausreichend Fruchtwasser in der Fruchtblase.
Zu viel Fruchtwasser: Polyhydramnion
Eine übermäßige Ansammlung an Fruchtwasser in der Fruchtblase nennt man Polyhydramnion.
Ursachen für zu viel Fruchtwasser
Die Ursachen für zu viel Fruchtwasser sind vielfältig. Sehr häufig hängt es jedoch mit einer Diabetes-Erkrankung der Schwangeren zusammen. Auch Frauen mit einer Mehrlingsschwangerschaft sind häufiger von einem Polyhydramnion betroffen. Weitere Ursachen können sein:
- Rhesus-Unverträglichkeit
- Fötus hat einen Geburtsfehler
- Erkrankung des Fötus
Komplikationen durch zu viel Fruchtwasser
Ist dein Baby von überdurchschnittlich viel Wasser umgeben, kann dies zu Problemen bei dir und deinem Baby führen. Unter anderem können bei dir Atemprobleme, Scheidenblutungen nach der Geburt, vorzeitige Wehen oder ein vorzeitiger Blasensprung auftreten. Dein Baby kann ungewöhnlich Liegen, die Nabelschnur um den Hals gewickelt haben, oder sogar tot geboren werden.
Therapie bei zu viel Fruchtwasser
Therapien bei Polyhydramnion sind beispielsweise eine Fruchtwasserdrainage, also eine manuelle Entnahme des Fruchtwassers oder eine Entbindung bei reifen Babys. Wenn du an Diabetes leiden solltest, wird die Blutzuckereinstellung überwacht und gegebenenfalls reguliert.
Zu wenig Fruchtwasser: Oligohydramnion
Ist das Baby von zu wenig Fruchtwasser umgeben, spricht man von einem Oligohydramnion. Ein zu wenig an Fruchtwasser kann ernste Folgen haben. Denn eine ausreichende Fruchtwassermenge ist für die gesunde Reifung deines Babys äußerst wichtig. Wenn dein Baby sich nicht in genug Fruchtwasser entwickeln kann, kann dies unter anderem zu Missbildungen der Extremitäten, Missbildung der Lungen, Kaiserschnitt, eine Wachstumsstörungen und im schlimmsten Fall zum Tod führen.
Ursachen für zu wenig Fruchtwasser
Gründe für eine stark verminderte Fruchtwassermenge können unter anderem sein:
- Fehlbildung der Harnwege beim Baby
- Wachstumsstörung beim Baby
- Das Baby ist verstorben
- Chromosomenanomalie
- Plazenta versorgt das Baby nicht richtig
- Übertragung des Babys (mehr als 42 Wochen)
Therapie bei zu wenig Fruchtwasser
Wird ein Oligohydramion, also ein Mangel an Fruchtwasser, diagnostiziert, gibt es unterschiedliche Therapien. Manchmal kann es helfen, wenn die Schwangere mehr Flüssigkeit trinkt. Weiterhin kann bei reifen Babys eine Geburtseinleitung angestrebt werden. In einigen Fällen kann das Fruchtwasser aufgefüllt werden.
Fruchtwasseruntersuchung
Die Fruchtwasseruntersuchung zählt nicht zur normalen Schwangerschaftsvorsorge. Es handelt sich bei der Fruchtwasseruntersuchung um eine invasive Untersuchung der Pränataldiagnostik. Mit Hilfe dieser Untersuchungen sollen Erbkrankheiten, Fehlbildungen oder Chromosomen-Abweichungen frühzeitig erkannt werden.
Eine Fruchtwasseruntersuchung wird nur unter bestimmten Voraussetzungen durchgeführt. Zu diesen zählen unter anderem ein erhöhtes Alter der Schwangeren oder vorhandene Erbkrankheiten, wie zum Beispiel Trisomie 21. Bei der Untersuchung wird mit einer dünnen Nadel durch die Bauchdecke gestochen und einige Milliliter Fruchtwasser aus der Fruchtblase gesaugt. Im Labor wird das Fruchtwasser untersucht. Der gesamte Eingriff erfolgt unter einer Ultraschallkontrolle, um Verletzungen beim Baby zu vermeiden.